Hinter der nächsten Schleuse tobte das Leben. Das wollten wir auch
genießen. Nach einem kurzen Einkauf beim Tankstellensupermarkt (wir wollten ein
Stromkabel kaufen, konnten das aber nicht auf Französisch sagen, woraufhin
Thomas am Kabel der Kasse wackelte, um unsere Absicht zu verdeutlichen. Der
Kassierer sagte aber nur: "Non, non, non!!!"), saßen wir recht
schnell beim Bier. Das gute Ackerland. Leicht angeschickert gings wieder an
Bord, nur der Stuhl, den Sascha beim Wassertankfüllen an Land benutzte, musste
da bleiben. Schade für den Stuhl! Und für denjenigen, der jetzt beim Essen auf
der Rücklehne des Steuermannsitzes sitzen muss. Ob wir den Stuhl jemals
wiedersehen werden? Vielleicht auf der Rückfahrt. In Homps.
Zu einer anderen Zeit an einer anderen Schleuse: es sind mindestens 50°C im
Schatten, ein Wetter, wie in der Wüste, da reichts der Besatzung! Zuerst
natürlich wieder "die Verursacher": ab in die Badehose und dann ab in
den Kanal.
Der Rest der Besatzung (bis auf Capt`n Iglo, Nico und dem Thomas) tat
es ihnen nach. War das eine Freude. Erst als ein Boot mit
Mädchen vorbeikam, von dem es "Pipi, Kacka" schallte, kamen wir zur
Besinnung und duschten uns schnell die Scheiße vom Leib. Trotzdem haben
wir
für den Rest des Tages fliegende Freunde, nämlich Fliegen. (Wenn
Fliegen
hinter Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach!)
Danach ab in die Schleuse, wo der Besserwisservater vom anderen Boot gewaltig
nervt. Der muss weg. Er wurde also sauber überholt. Nicht so sauber verlief das
Überholmanöver, bei dem wir die dazugehörige nettere Familie versägten. Tut
uns leid! Aber musste sein, und hat sich gelohnt. Vom Klugscheißerheini keine
Spur mehr! Dafür lernen wir Hartmut kennen. Ein netter, freundlicher Herr, der
sein Schiff am liebsten falschherum einparkt. Seine Frau quietscht die
Anweisungen dazu: "Hartmut! Du musst von Bord springen, spring da
runter!!!" Die Enten schnattern im Chor dazu.
Als Hartmut den Pflock mit einem Holzscheit in die Erde schlagen wollte, leiht
Sascha ihm unseren Hammer, darauf Hartmut: "Denn lassen wir aber nicht ins
Wasser fallen, wie unseren!" Glücklicherweise hat das auch geklappt.
Nach lecker Auflauf begannen wir unsere Entdeckung der Stadt etwas früher, als
am vergangenen Tag. Nach den ersten Metern sah es auch nicht vielversprechender
aus, als gestern. Doch dann die große Überraschung: Musik, und diesmal war es
kein Autoradio, sondern Gilbert Montagné, der große, blinde, weltberühmte
Franzose, der schon viele Preise gewonnen hat mit seiner lieblichen Melodei,
aber nicht nur in Frankreich, sondern auch in den Benelux-Ländern, sowie
Belgien, Luxemburg, aber auch den Niederlanden und Holland, denn da versteht man
ihn auch.
Leider sang er nur auf Französisch, deswegen konnten wir ihn nicht
verstehen, sangen aber trotzdem lauthals mit in der tollen Open-Air-Arena, die
normalerweise eher für den Stierkampf genutzt wird, davon erzählten zumindest
die vielen Blutspuren auf dem Boden und an den Wänden und eigentlich
überall...
Neuf Bières gab es in Hülle und Fülle, aber keine Filterkippen mehr. Deswegen
suchten wir die Bar "Les Youngs" auf, in der Hoffnung, dort einige
Schmauchstangen zu ergattern. Im Regal hinter der Theke lagen auch einige
Malboro-Stangen, aber wir bekamen keine einzige Schachtel ab, nur neuf bières.
Trotzdem gut abgezappelt und angenehm ermüdet gings ins Bett.
Abfahrt: 9:00 von Argens-Minervois
Ankunft: 21:00 in Trèbes
Wetter: bombig, wie Tag 2
Helden des Tages: Sascha, wegen der Hartmut-Geschichte